Bot beim Lesen erstmals besser als ein Mensch
Die international konkurrierenden KI-Entwickler ließen von ihnen entwickelte spezifische Programme, die lesen können, zum Squad-Test antreten. Damit demonstrierten sie, wie es um die Weiterentwicklung von Lernen und Sprachverstehen der Maschinen bestellt ist. Fast alle globalen Technologieunternehmen, darunter Google, Facebook, IBM und Microsoft, verwenden den renommierten Lese- und Verständnistest Stanford Question Answering Dataset, um sich miteinander und im Vergleich mit einer durchschnittlichen menschlichen Testperson zu messen. Squad umfasst dazu mehr als 100 000 Fragen, die sich auf den Inhalt von über 500 Wikipediaartikeln beziehen. Squad stellt Fragen mit objektivierbaren Antworten wie zum Beispiel „Wodurch kommt es zu Regen?“. Andere Fragen, die beantwortet werden mussten, waren beispielsweise: „Welche Nationalität hatte Nikola Tesla?“ oder „Wie groß ist der Regenwald?“ oder „Welche Musikgruppe trat in der Super Bowl 50 Halbzeitshow auf?“ Ergebnis: Der Bot besteht. Und nicht nur das. Er war erstmals besser als der Mensch.
Machine Learning Entwicklung
Die offiziell erste KI-Lesemaschine, die es geschafft hat, beim„ Squad“ besser abzuschneiden als ein Mensch ist der neue Software-Agent der Alibaba Group Holding Ltd., der im chinesischen Hangzhou vom firmeneigenen Institute of Data Science and Technologies entwickelt wurde. Die Forschungsabteilung des chinesischen e-Commerce-Riesen teilte mit, dass das maschinelle Sprachverarbeitungsprogramm ein Testergebnis von 82,44 Punkten erreichen konnte. Damit hat er den bislang geltenden Rekord von 82,30 Punkten geknackt, der noch von einem Menschen gehalten wurde. Der chinesische e-Commerce Gigant Alibaba meldet damit weiter seine führende Rolle in der Entwicklung von Technologien zum Lernen von Maschinen und der Künstlichen Intelligenz an. Allerdings ist Microsoft Alibaba dicht auf den Fersen. Microsofts Lesemaschine wurde nur knapp vom Testergebnis des Alibaba Programms übertroffen.
Was Bots besser macht
Um eine von Squad gestellte Frage zu beantworten, ist es notwendig, dass das Botprogramm präzise eine Vielzahl verfügbarer Informationen filtern kann, um dann richtige und einzig relevante Antwort zu geben. Das Programm, das das menschliche Gehirn als neurales Netzwerkmodell abbildet, arbeitet sich über Absätze zu Sätzen und von da zu Wörtern vor und versucht, Abschnitte zu identifizieren, die möglicherweise die gesuchte Antwort enthalten könnten.
Der Entwicklungschef für Programme für Künstliche Intelligenz und Sprache, Si Luo, teilte mit, das Ergebnis mache deutlich, dass Maschinen objektiv zu beantwortende Fragen nun mit hoher Genauigkeit beantworten könnten.
Das eröffne neue Möglichkeiten für die Künstliche Intelligenz und ihren Einsatz im Kundendienst. Da lesende Roboter in Zukunft auch beispielsweise medizinischen Anfragen über das Internet beantworten könnten, werde das den Bedarf an menschlichem Input stark verringern. Ein von Alibaba genutztes Botprogramm namens „Xiaomi“ beruht auf den Fähigkeiten der lesenden KI-Maschine und wurde bereits erfolgreich eingesetzt. Beim sogenannten Single´s Day, dem jährlich wiederkehrenden, größten Shoppingereignis Asiens am 11. November kam die Software erfolgreich zum Einsatz.
Der Vorteil der Bots: Sie können rund um die Uhr im Einsatz sein, merken sich alle Ergebnisse von relevanten Anfragen aus der Vergangenheit und können auf sie jederzeit zur Beratung des Kundenanliegens zurückgreifen. Während ein Kundenberater im Schnitt 230 Kundenanfragen am Tag bearbeite, habe „Xiaomi“ täglich 3,5 Millionen Anfragen bearbeiten können.
KI weiter vor bestehender Herausforderung
Immer noch haben Bots allerdings Schwierigkeiten mit sprachlichen Anfragen, die vage oder umgangssprachlich, ironisch oder schlichtweg grammatikalisch falsch sind. Wenn keine vorbereiteten Antworten vorliegen, ist es dem Roboterprogramm auch nicht möglich, beim Lesen eine passende Antwort zu finden. Dann reagiert es nicht adäquat und antwortet falsch.
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