16. Februar 2018 | Allgemein
Posted by aisolab

Amazon Go – Der Supermarkt der Zukunft

Künstliche Intelligenz ist heute im Begriff, in allen Lebensbereichen moderner Gesellschaften Einzug zu halten. Bislang standen jedoch Anwendungsgebiete im Fokus, die wenig alltäglich sind, wie Medizin, Forschung und Hochtechnologie. Wenig später folgte die Welt der privaten Unterhaltung und Mobilität: Intelligente Assistenten in Smartphones und Autos ebenso wie in der Unterhaltungselektronik und im Web. Jetzt dringt KI auch in einen Bereich vor, der ein fester Bestandteil des Alltagslebens außer Haus ist: der tägliche Einkauf.

Das vor allem als Online-Großhändler bekannte Unternehmen Amazon geht mit dem Konzept eines intelligenten Supermarktes an den Start. In Seattle, im US-Bundesstaat Washington, eröffnete der Konzern im Januar 2018 den ersten Amazon Go Supermarket. Hier soll dem Kunden der alltägliche Einkauf, vor allem von Lebensmitteln, in neuer, vereinfachter Form geboten werden: kein Anstehen an der Kasse, kein Einscannen von Barcodes, keine Angestellten. Der Kunde betritt den Laden, nimmt Waren aus den Regalen, steckt sie ein und verlässt das Geschäft, fertig. Der fällige Betrag wird über das Amazon-Konto der Kunden abgebucht, die entnommenen Waren werden in der Lagerbuchhaltung vom Bestand abgezogen.

Was so einfach klingt, erfordert einiges an intelligenter Technologie im Hintergrund und ganz ohne Voraussetzungen funktioniert auch der Einkauf hier nicht: Kunden benötigen die (kostenlose) Amazon Go-App und melden sich beim Betreten des Ladens an, indem sie vom System einen QR-Code vom Smartphone scannen lassen. Danach allerdings kann das Telefon getrost eingesteckt werden, denn von nun an übernimmt die künstliche Intelligenz des Ladens mit ihrem lernenden Algorithmus den Ablauf. Während sie vom System per Kamera samt Personenerkennung ständig beobachtet werden, entnehmen die Kunden die Waren aus den Regalen, die ihrerseits als Waagen fungieren. Die entnommene Stückzahl einer Ware wird dem Kunden im virtuellen Warenkorb gutgeschrieben, zurückgelegte Waren werden wieder gelöscht. Ist der Einkauf beendet, registriert die KI es, wenn der Kunde das Geschäft verlässt, und belastet kurz darauf sein Amazon-Konto mit dem fälligen Betrag.

Der entscheidende technologische Fortschritt ist hierbei sicherlich die Selbstverständlichkeit, mit der der Waren- und Geldtransfer vonstattengeht. Die Kunden müssen keine Waren einscannen und der Einkauf geschieht unter ständiger optischer und sensorischer Kontrolle der KI, ohne dass Vertrauen in die Ehrlichkeit der Kunden gesetzt werden müsste. Ganz ohne Personal kommt aber auch Amazons intelligenter Supermarkt nicht aus: Mitarbeiter sorgen für den Warennachschub in den Regalen, bereiten verzehrfertige Nahrungsmittel vor und beaufsichtigen den Verkauf von Alkohol, um gesetzlichen Vorgaben zu genügen. Nicht eindeutig sind auch die Aussagen von Amazon zu der Frage, ob es sich bei dem neuen Konzept um eine Machbarkeitsstudie handelt, oder um den Prototypen einer ganzen Kette von Geschäften. Ganz allgemein ist Amazons Vorstoß wohl als Teil einer Entwicklung zu sehen, in deren Verlauf Funktionsweise und Erscheinungsbild des Lebensmittel- und Einzelhandels zunehmend verändert werden: Nach und nach verschwinden Kassen und Personal aus den Läden und der Supermarket wird – so die Vision – zum intelligenten autonomen System.

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